Dienstag, Juni 14, 2011

ZeitRaum

Von draußen plätschern die Geräusche der Straße durch das Fenster herein. Geschäftigkeit, Menschen, Autos, lauter, leiser. Die eine oder andere Unterhaltung zwischen den Menschen, der Geruch eines Brathuhns, das Klappern von Besteck schmückt die Kulisse an Geräuschen.
Weiter weg ruft eine verschlossene Tür - dahinter ein Stiegenhaus, der Geruch von intensiven, süßlichen Parfum, der unauffällig beleuchtete Schriftzug eines Raumes. Mehrerer Räume. Es ist kühl dort. Ein Gegensatz zur Aspahlt-Hitze draußen. Wie eine Welle an Kraft schleichen dort die Gestalten der Schattenseite herum. Dahinter das Lachen ungezwungenen Amusements. Ein Fruchtbaum.
Die Telefone schweigen. Zeit vergeht. Sie erfüllt ihren Zweck in gewisser Weise - aber zu welchem Ziel führt die Zeit? Irgendwie wurde ich hierher gesetzt um oberflächliche Kontemplationen über mich ergehen zu lassen.
Freuden und Hoffnungen sind verhallt - echolos und ohne Bedeutung scheinbar.
Irgendwo da oben, über mir, über dem 3. Stock, kann man die Berge in der Ferne sehen. An schönen Sommertagen sieht man sogar die Reste des Schnees auf den Gipfeln liegen. In einer anderen Welt. Meistens verzerrt der Dunst die scharfen Konturen der Felsen. Aber man kann trotzdem auch die hügelige Landschaft sehen, die Wälder, die sich langsam hintereinander aufreihen, wie eine erstarrte Wellenlandschaft, bloß in anderen Farben. Die Luft dort ist scharf und frisch. Eine eigentümliche Stille erfüllt die Welt da oben. Bloß der Wind streicht durch die Almgräser. Geräuschlos ziehen Flugzeuge ihre Bahnen über den Himmel und man hört bestenfalls das Knirschen der eigenen Schritte am steinigen Boden.
Lautes Rauschen und menschliche Gezwungenheiten, ein gelegentliches Lächeln enthüllt die geheimen Drähte zwischen den Menschen, wenn ich beim Fenster hinausblicke. Überall Wartende, die zwischen den Zeiten des Wartens handeln und von Leidenschaften entflammt, aufeinanderprallen, einander hinterherlaufen, voreinander davoneilen und andere Dinge begehren. Für kurze oder längere Zeit. Wie die stärksten Auspegelungen auf einem Seismographen hinterlässt man auch so geräuschlose Spuren im feinen Geflecht des Seins, die von Moment zu Moment davongespült werden, wie die großartigsten Sandburgen an der fernen Meeresküste, von der man hier bestenfalls Fotos in der Auslage eines Reisebüros zu sehen bekommt.

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