Freitag, Dezember 07, 2012

Rätsel




Der kalte Wind blies mir über die Schulter. Gasthäuser, Bars und Tanzlokale - alles war bereits geschlossen. Als wäre ich aus den gewohnten Auffangnetz der Welt gerutscht, stapfte ich über den Asphalt über einen leeren Marktplatz, der von Wohnhäusern umgeben war. Soweit weg von allem, so schien es mir. Langsam fielen vereinzelte Schneeflocken vom Himmel. Mir wurde kalt. Wo sollte ich hin? Zudem schien mir, dass mir zwei männliche Gestalten folgten. Vielleicht Einbildung, vielleicht sicherer Instinkt. Um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, dreht ich mich nicht weiter um, sondern ging etwas rascher weiter. Ewig konnte ich mich hier jedenfalls nicht herumtreiben. Ein Gefühl von Angst und Unwohlsein stieg in mir hoch. 
Ich beschloß also, doch in ein Bordell zu gehen. Nicht um Sex zu haben. Aber um ein Bier zu trinken und Trost zu suchen zwischen den wohligen roten Samtsofas und den nackten Frauenkörpern. Keine Ahnung, welche Name über dem Eingang geschrieben war. Ich glaube, der Ort hieß "Dreams". Als ich hineintrat, hörte ich schon das verloren-vergnügte Lachen einiger Frauen und das gierige, professionelle Grinsen der Nutten, als sie mich sahen. Kaum saß ich an einem Tisch, schwang eine blonde, nur in Unterwäsche bekleidete Frau ihre Hüften zu mir, nahm Platz, lächelte mich breit an und drückte ihren warmen und zugegebenermaßen weichen, warmen Körper an meine unterkühlte Schulter. "Hallo Schatzi..." hauchte sie mir ins Ohr "...wie heisst du?" Ich sagte ihr meinen Namen, wir gaben uns die Hand. Ihr Name war Veronika, behauptete sie. Sie fragte, ob ich Lust hatte, mit ihr auf ein Zimmer zu gehen und dort schöne Sachen zu machen. Ich stellte aber klar, dass ich nur hier war, um etwas zu trinken. Sie nickte verstehend und fragte, ob ich sie auf einn Glas Sekt einladen würde. Den Billigen. Ich nickte. Gleichzeitig zündeten wir uns eine Zigarette an. Gerade wollte ich sie fragen, wo sie herkam, als zwei Männer das Lokal betraten. Es waren dieselben Typen, die ich vorher hinter mir gesehen hatte. Zumindest hatte ich den Verdacht. Sie würdigten mich eines kurzen Blickes und verschwanden dann in eine andere Ecke der Bar. Allerdings so, dass ich in ihrer Sichtweite war. Jetzt wurde mir richtig kalt. Am Ende war ich gerade dabei, in eine Mafia-Geschichte verwickelt zu werden. Hatte Ella etwas damit zu tun? Oder begann ich mich in eine Welt hineinzuverlaufen, die außer in meinem Kopf nirgendwo existierte. Ich rückte meine Jacke so zurecht, dass ich jederzeit aus dem Lokal rennen konnte. In mir begann es fieberhaft zu arbeiten. Während ich mit Veronika redete, spielte ich im Hinterkopf alle möglichen Szenarien durch, was nun alles geschehen konnte. Mist. Wo war Ella nur? Aber vielleicht verstand sie ja gar ncihts, von all dem, was gerade geschah.
Ich spürte die finsteren Blicke der zwei Männer aus der Dunkelheit zu mir hinüberstarren. Ich knallte der Nutte ausreichend Geld für die Getränke hin und rannte hastig aus dem Lokal.

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