Dienstag, November 14, 2006

reise im finsteren

hab mit heute mit dem neugekauften mp3-player ausgerüstet eine tour mit meinem reparierten fahrrad gegönnt. Zur Musik der guten alten Doors bin ich dann die prater hauptalle zum lusthaus geradelt. Von dort weiter in den Wald dahinter. Es war schon ziemlich finster. Eine leichter Hauch vom blauen Himmel war noch zu sehen. Davor die schwarzen, knorrigen Äste der Bäume. In der Luft liegt ein herrlicher Geruch von Moder und Verfall. Eine dünne Schicht aus Laub liegt am Boden. Es fühlt sich dadurch an, als würde man auf einer Schicht aus Federn gehen.
Ich habe dann den handelskai gequert und bin entlang der Donau in eine Richtung geradelt. Auf dem fast geräuschlosen Strom sind zwei Kähne dahin getuckert. Und eine Nobelfähre war auch zu sehen. Von draußen hat man Leute an der Schiffsbar sitzen gesehen und in die Kajüten konnte man auch schauen. Hatte was Gemütliches. In einem rießigen, voll verglasten Speisesaal wurde gerade aufgedeckt und rundherum bis ans Ufer hat´s extrem stark nach Gebratenem Fleisch und Gemüse gerochen.
Wie kleine Inseln der Ruhe in einer stürmischen, futuristischen Welt hat das ausgesehen. Die ganze Gegend rundherum hat was Industrielles entlang der Donau. In jede Richtung sieht man Brücken, komplexe Lichterspiele von Straßen, Verkehr, Hochhäusern, U-Bahnen und Sendemasten. Entlang des Handelskais reihen sich rießige Container-Lagergelände aneinander.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite sieht man den fetten, rießigen Schlot vom Kraftwerk Freudenau, der seinen bleichen Atem in die Atmosphäre ausstößt. Ein paar Brücken verbinden die Ufer miteinander. In der Ferne sieht man die hochmodernen Gebäude der Donau-City.
Ich bin eine Zeit so dahin geradelt, mittlerweile mit dem Sound von Ten Years After. Keine Menschenseele ist mir begegnet. Links die Lagerhallen und übereinander geschichteten Container, rechts die Donau, die ganz sanft ans Ufer plätscherte. Die Kähne darauf. Das Schiff. Die Kraftwerke. Es war, als wäre ich versehentlich in einem Musik-Video mit Dolby-Surround-Mischung geraten. Es war plastisch. Echt. Aber irgendwie auch eine Täuschung.
Nach einiger Zeit kam dann die Schleuse Freudenau. Ist ein beeindruckender Bau. Wie eine einzige, von Menschen geschaffene, aber für Menschen nicht verstehbare Maschine liegen die unterschiedlichen Wasser-Schleusen und Betonbauten nebeneinander. Treppen und Geländer reihen sich zwischen die massiven Stahlbetonbauten, die dem Strom Einhalt gebieten. Man sieht verglaste, büroartige Türme, deren Fenster aber verdunkelt sind. Es gibt Stahltüren, Zäune, aber kein Mensch war zu sehen. Mittlerweile war die Nacht bereits hereingebrochen. Der Wind wehte schon spürbarer dahin. Ein eigener Geruch von Wasser, von abgestandenem Wasser, hing in der Luft. Das Rauschen der Stadt drang aus der Ferne dazu. Irgendwo ist ein schmaler Weg für Menschen zwischen die Anlage gebaut. Über eine Rampe kommt man auf eine Brücke, die einen ans andere Ufer bringt. Dort aber lauerte nun nur noch die nackte Finsternis. Gestrüpp und eine wenig einladende Strauchlandschaft ist gerade noch auszumachen.
Die andere Seite.

Die wollte ich mir aber nicht mehr ansehen. Meine Musikliste war bei der Little Wing-Version von Stevie Ray Vaughan angelangt. Eine geniale Nummer. Ich dreht um. Gegen kräftigen Gegenwind strampelte ich mich bis zur Erschöpfung, warf noch einen eBlick in die Pagode am Donau-Ufer. Zwei Männer meditierten mit einem Gong und einem monotonen Trommelrhytmus. Eine kurze Unterbrechung in meinem Real-Videoclip. Dann ging es erst wieder heimwärts.

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